Jungfrauen auf Maifahrt

Klassischerweise beginnt dieser Bericht mit einem „Ich weiß gar nicht mehr wie wir auf diese Idee gekommen sind...“. In der Tat haben Josie, Sophie und ich uns vor ca. einem Jahr in den Kopf gesetzt auch endlich mal die Beeskow-Umfahrt, auch als Maifahrt bekannt (da Ausführung um den 1.Mai herum), mitzufahren. Da wir keinen Zweier fahren wollten, suchten wir uns ebenbürtige Mitstreiterinnen und wurden glücklicherweise mit Caro und Anne vom RC Eilenburg fündig. Eifrig begaben wir uns in die Vorbereitungen, wobei wir uns den Hinweis von Siggi, dass zwei Flaschen Hochprozentiges pro Person Pflicht seien, sehr zu Herzen nahmen.

So trafen wir uns nun am Donnerstagmorgen bei Baume und konnten mit unserem Boot, der Richtershorn, in See stechen. Begleitet wurden wir an diesem ersten Tag mit wechselhaftem Aprilwetter, einer bunten Mischung aus Sonnenschein, starkem Wind, Regen oder schneeartigem Niederschlag. Davon ließen wir uns jedoch nicht beirren und fuhren gut gelaunt über Königs Wusterhausen, Prieros und Märkisch-Buchholz nach Leibsch und waren froh nach fast 10 Stunden im Boot das Tagesziel von 55 erruderten Kilometern erreicht zu haben. Bibbernd vor Kälte krabbelten wir abends in unsere Zelte, da die Temperaturen nachts den Gefrierpunkt erreichten und wurden dafür am nächsten Tag mit strahlendem Sonnenschein begrüßt. An diesem Tag sollte die Tour über Kossenblatt und Trebatsch gehen. Die Spree ist dort recht schmal und kurvenreich, sodass sich der Weg sehr gezogen hat. Wir kamen erstmals an unsere Belastungsgrenze als sich die erhofften nur restlichen 4km bis zur Mittagspause als 7,5 km-weite Strecke herausstellte. Die vorangeschrittene Zeit, Symptome der Unterzuckerung, Erschöpfung und Unterhopfung führten zu ersten kleinen zwischenmenschlichen Anspannungen. Als wir in Trebatsch endlich ankamen, mussten wir erst einmal einen Freundschaftsschnaps trinken, auch um unseren Vitaminmangel auszugleichen. Überaus glücklich genossen wir unser Bauernfrühstück und Potsdamer und traten gestärkt durch die große Portion den Weg nach Beeskow an. Manch eine war so satt, dass es hieß, man könne wegen des dicken, vollen Bauches nur breitbeinig und mit halber Rollbahn fahren. Im Beeskower Kanuclub kamen wir in den Genuss einer Spa-Behandlung (Dusche und feste Toilette) und pflegten abends bei Schnaps und Zigarre zwischenmenschliche Kontakte zu anderen Fahrgemeinschaften.

Samstag ging es dann weiter Richtung Fürstenwalde. Dank des Stoffwechselendproduktabsetzens der SVL-in konnten wir durch einen Landgang noch rechtzeitig bemerken, dass der Weg weiter geradeaus über den Wergensee der falsche gewesen wäre und konnten in die Selbstbedienungsschleuse fahren und kamen kurz nach der Schurre in Drahendorf auf den Oder-Spree-Kanal. Nach Rast am Strand in Berkenbrück führte der finale Weg für diesen Tag nach Fürstenwalde. Der restliche Weg bis zur Großen Tränke wurde in einem dynamischen Langstreckenschlag bewältigt. Belohnt wurde unser Krafteinsatz durch eine leckere Portion Nudeln. Den Tag über verteilt haben wir in regelmäßigen Abständen auf unser Boot angestoßen, denn dieses wurde am 30.04.1950 von Preußen auf den Namen Richtershorn umgetauft (Information von Siggi).

Sonntagmorgen erreichten wir erstmals die Goldmedaille beim Ablegen. Da Anne noch einen weiten Weg bis nach Hamm vor sich hatte, wollten wir uns etwas beeilen damit wir die Strecke von knapp 40 km recht zügig bewältigen können. Abenteuerlich war vor allem der kurvenreiche, mit Seitenströmung gespickte Weg über die alte Spree. Schlussendlich fuhren wir mit zackigem Ruderschlag (immerhin war die Richtershorn früher ein Regattaboot) in den Heimathafen ein. Erleichtert darüber, dass wir die Strecke von insgesamt 182 km geschafft haben, fielen wir uns in die Arme.

Fazit: Die Beeskow-Umfahrt ist eine landschaftlich reizvolle und abwechslungsreiche Strecke, die nicht nur aufgrund der Länge sondern auch wegen der diversen Schurren, schmalen Stellen und Strömungen sehr anspruchsvoll ist. Glücklicherweise hatte ich mit meinen Mädels eine sehr angenehme Begleitung, denn die Tatsache, dass jede Fahrgemeinschaft so sehr für sich selbst agiert, ist doch recht seltsam und ungewohnt. Dennoch hat uns als Neulingen die Fahrt sehr viel Freude bereitet und wir empfehlen sie gern weiter.

Bedanken möchten wir uns vor allem bei Tomschke und dem langen Janzen für die überaus wertvollen kulturellen Beiträge und Lebensweisheiten, bei allen, die uns beim Schurren geholfen haben und für das gute Wetter, sowohl bei Birgit, die uns mit Wasserkarten dazu verhalf eine Übersicht über die Strecke zu erlangen.

Ich bedanke mich bei meiner tollen Mädelstruppe – es war mir ein inneres Blumenpflücken mit euch!