Liebe Richtershorner,

in Erinnerung an bestehende Traditionen, möchte ich euch auch dies Jahr einen Rückblick auf meine Rudersaison geben, auch wenn ich inzwischen unter einer anderen Vereinsflagge starte.

Anfang April ging es für mich zum 1. Mal zur Langstrecke nach Leipzig. Hier lief es gefühlt gar nicht rund, aber ich konnte mir den 3. Platz sichern.

Eine Woche später flogen wir nach Italien ins Ostertrainingslager. Hier sind wir bei traumhaftem Wetter und in einer tollen Gegend viel Rad und etliche Kilometer mit dem Boot gefahren.

Voll motoviert ging es wieder nach Hause.

Schon drei Tage nach dem Ende des Trainingslagers stand der Frühtest in Krefeld an. Es lief. Ich konnte als Einjähriger alle meine Läufe gewinnen und qualifizierte mich so für die U 19 EM im Mai, wieder in Krefeld.

Anfang Mai fand dann in München die 1. Internationale Jugendregatta statt. Hier konnte ich die Teilnehmer aus der Schweiz und Belgien auf Platz 2 und 3 verweisen.

Nur zwei Wochen später ging es für uns wieder nach Krefeld, diesmal zur U 19 Europameisterschaft. Ich war sehr aufgeregt, wollte ich doch auch hier gut abschneiden. Es klappte und ich konnte Dänemark und Polen auf Platz 2 und 3 hinter mir lassen. EUROPAMEISTER – Hammer… Es ist wirklich sehr emotional und ergreifend, wenn für Dich die deutsche Nationalhymne gespielt wird.

Wenn ihr denkt, dass es nun etwas ruhiger wurde, nein, noch lange nicht.

Nur 2 Wochen nach der EM stand in Hamburg die Rangliste auf dem Plan. Naja, ich bin ehrlich, nun wollte ich auch die Quali für die WM schaffen. Es war hart, aber ich konnte Jan Berend und Simon Schlott, beides 99´er, hinter mir lassen und gewann auch die Rangliste. Das Bad im Ziel war übrigens „volle“ Absicht – mit dem Ruderboot zum Siegersteg fährt jeder, aber die wenigsten im Rettungsboot der DLRG.

Durch den Sieg in der Rangliste stand fest, ich darf nach Trakai/ Litauen zur WM. JA!

Nur drei Wochen später ging es wieder nach München zur DJM. Um im Einer zur WM starten zu dürfen, musste ich hier einen Sieg einfahren. Ja, der Druck war schon echt groß und das Wetter wechselte von total heiß auf frisch… In einem echt blöd gelaufenen A-Finale gelang es mir, meiner Favoritenrolle gerecht zu werden und den erhofften Titel „DEUTSCHER MEISTER“ zu erringen. Allerdings musste ich im Ziel auch die Hilfe des Regattaarztes in Anspruch nehmen. Nach zwei Infusionen war ich wieder topfit, quasselte erlöst wie ein Wasserfall (ja, wer kennt das von MIR?) und bereitete mich auf den Start im Doppelvierer vor. Durch einen kräftigen Krebs eines Mitfahrers mussten wir unseren „Endspurt“ schon über 600 m vor dem Ziel fahren, konnten uns so aber wenigstens Platz 3 sichern.

Ich hatte es wirklich geschafft und mich als Einjähriger für die WM-Teilnahme im Einer qualifiziert. Ja, wir haben das ordentlich gefeiert…

Leider kam am nächsten Tag ein schwerer Schicksalsschlag für mich. Meine/ unsere Golden Retriever Hündin Riva ist verstorben. Sie war meine treue Begleiterin, seit dem sie mich ausgesucht hatte, als ich 5 Jahre alt war. Zu jeder Regatta war sie dabei, alle erkannten meine Eltern an unserem Regattahund. Vor jedem Rennen hatten wir das Ritual, ein kurzer Gang mit ihr alleine, ein Schmusen und los ging es. Nun war sie plötzlich nicht mehr da…

Zur DJM in München ging es ihr gesundheitlich schon merklich schlechter, aber sie kämpfte für mich, und war bis zum Schluss bei mir. Ich hatte auch extra zusätzlich ein Bild von ihr im Boot #rowformydog.

Knapp 2 Wochen nach der DJM begann die UWV – unmittelbare Wettkampfvorbereitung in Grünau. Frau TSCHÄGE, die neue Bundestrainerin gab mir die Erlaubnis, zwei Tage später anzureisen, so durfte ich mit den Jungs vom BRC noch in Luzern zum Weltcup der Herren, in einem Junioren-Achter-Rennen starten. Das war eine schöne Abwechslung zwischendurch und so ein Weltcup ist ein Erlebnis.

Nun hieß es drei Wochen Training in Grünau.

Am 30.08. ging es dann mittags los zum Flughafen – Trakai, wir kommen.

Wir kamen relativ gut an und meine Eltern kamen mit dem Auto, genau 1001 km, hinterher. Mit meinem Vorlauf hatte ich es knallhart erwischt, alle potentiellen Medaillienkandidaten in einem Vorlauf. Dementsprechend hart war das Rennen, ich musste/ wollte unbedingt 2. werden, um mir den Hoffnungslauf am kommenden Tag zu sparen. Geschafft, WM-Debüt erfolgreich absolviert. Das Viertelfinale gewann ich klar und war hier sogar schneller als mein härtester Konkurrent Clark DEAN aus den USA. Ich war hochmotiviert, wollte ich doch unbedingt das A-Finale erreichen. So ging es ins Halbfinale, welches ich auch sicher und kontrolliert gewinnen konnte. Hier möchte ich einschieben, dass ich nun schon ein kleines Ziel erreicht hatte. Mein Vater hatte nach der DJM verkündet, würde ich bei der WM ins A-Finale kommen, hört er innerhalb von 14 Tagen auf zu rauchen. Sollte ich gar eine Medaille erringen, hört sofort mit der Siegerehrung auf. Ok, Papa, noch hattest du 14 Tage…

Es war ein hartes Rennen. Clark war am Start, wie erwartet schneller weg als ich. Er konnte jeden, wirklich jeden Angriff von mir abfangen – er war, wie ich auch, taktisch perfekt eingestellt. Platz drei, der Südafrikaner, spielte gefühlt gar keine Rolle, es ging nur zwischen uns beiden. Ich musste mich geschlagen geben, bin aber keineswegs enttäuscht, sondern gönne Clark den Sieg in diesem Rennen. Wir sind beide 2000´er und werden bestimmt wieder aufeinander treffen, worauf ich mich schon riesig freue. Eine Gratulantin vom Frauenruderclub am Wannsee schrieb in ihrer Mail, dass ich nicht Gold verloren, sondern ehrenvoll Silber gewonnen habe. Genauso empfinde ich das auch…

VIZEWELTMEISER!!!

Mein WM-Boot hat von Adrian im Innern den Schriftzug „Riva“ bekommen und so war sie auch hier ganz nah bei mir…

Nebenbei habe ich meinen Schulabschlussprüfungen erfolgreich geschrieben/ absolviert, sodass nun auch die 11. Klasse in Angriff genommen werden kann…

Durch mein erfolgreiches Abschneiden bei der WM und dem Weltmeistertitel des U19-Achters, haben wir zwei Boote für die Youth Olympic Games qualifizieren können. Die finden im Oktober 2018 in Buenos Aires statt. Wer dann letztlich dort starten darf, wird durch die Bundestrainerin entsprechend entschieden. Ich würde mich jedenfalls sehr freuen…

Übrigens – mein Vater ist seit dem Finallauf Nichtraucher…

Viele Grüße vom Wannsee,

euer Moritz